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Samstag, 28. August 2021
Widerstand gegen Kiesabbau formiert sich
Info-Abend der Rheinbergs Bürgerinitiative gegen „Raubbau an der Landschaft" zog an 80 Interessierte. Bürgermeister Heyde ruft Niederrhein zur Geschlossenheit auf -Protest soll den Landtagswahlkampf befeuern.
Rheinberg. Als kürzlich der zweite Entwurf des Regionalplans öffentlich gemacht wurde, machte sich vielerorts zunächst Entsetzen breit, bevor es einen Aufschrei gab. Rund 1200 Hektar Fläche sollen zusätzlich im Kreis Wessex ausgekeilt werden, etwa 1000 davon linksrheinisch, überwiegend in Rheinberg, Alpen, Neukirchen-Vluyn und Kamp-Lintfort. In Rheinberg formierte sich eine Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau. Die tagte jetzt erstmals.
Bürgerinitiative gegen den Kiesabbau in Rheinberg.
Etwa 80 Frauen und Männer waren auf Einladung der Initiatoren Hannah Bollig und Klaus Leonhards in die Stadthalle gekommen. „Wir hatten 140 Anmeldungen", sagte' Leonhards, sachkundiger Bürger der Grünen. „Aber mehr als 80 konnten wir coronabedingt leider nicht zulassen." Allerdings sollen alle anderen Interessierten nicht leer ausgehen. ,Wir werden allen, deren E-Mail-Adresse wir haben, das Protokoll der Sitzung zukommen lassen", so der Alpsrayer.
Klare Linie
Auch Rheinbergs Bürgermeister Dietmar Heyde war als Gast dabei und vertrat eine ganz klare Linie: „Wir sollten uns als Niederrheiner möglichst umfassend und geschlossen gegen das positionieren, was da gegebenenfalls auf uns zukommt" Der Widerstand gegen den Kiesabbau solle mindestens bis zur Landtagswahl im nächsten Jahr weitergehen, weil die maßgeblichen Ent-
Sie moderierte in der Rheinberger Stadthalle: Hannah Bollig, Initiatorin der
scheidungen in der Landeshauptstadt gefällt werden.
Er sei froh, dass es in Rheinberg eine überparteiliche Geschlossenheit in der Sache gebe. Heyde: „Es geht hier um einen völlig überdimensionierten Raubbau an unserer Landschaft" 220 Hektar - das entspreche der Größe von 300 Fußballfeldern - allein auf Rheinberger Stadtgebiet, wo es bereits die europaweit größte Auskiesung bei Eversael gebe sei nicht akzeptabel. Rheinberg habe seinen solidarischen Beitrag über Gebühr geleistet, was Keilabbau angehe, so Heyde. Die Stadt habe schließlich auch noch unter den Folgen des Kohle und des Salzabbaus zu leiden.
Hannah Bollig, die Mitglied der SPD ist und für den Landtagsabgeordneten Rene Schneider arbeitet, erläuterte in der Stadthalle die Hintergründe zum Regionalplan sowie zur schwierigen Berechnung und Festlegung des Kiesbedarfs, machte den Unterschied von Erweiterungsflächen und Neuflächen deutlich und ging auf die einzelnen Flächen in Rheinberg ein, die in den nächsten Jahren zu Baggerlöchern werden sollen. Dabei handelt es sich überwiegend um Erweiterungsflächen: 95 Hektar zwischen dem Reitweg in Vierbaum und dem Reitplatz in Budberg, 65 Hektar gegenüber der ehemaligen Diskothek Aratta an der L 137 (alte B 57), 14
Hektar an der Alten Landstraße, 82 Hektar im Gebiet des Flugplatzes in Alpsray und Kamp-Lintfort sowie 76 Hektar ortsübergreifend in Millingen und Drüpt. „Kiesabbau zerstört unsere Landschaft nachhaltig", so Hannah Bollig, der die zunehmende Flächenkonkurrenz Sorgen bereitet: „Was ausgekiest wird, fällt auch als Fläche für Landwirtschaft, Wohnbebauung oder Naherholung weg."
Die niederrheinische Heimat erhalten, die Bedarfsmengen neu berechnen und die Möglichkeiten alternativer Rohstoffe aus Recyclingmaterial ausloten: Das seien die Forderungen an die Verantwortlichen. Deshalb will die Initiative mit Aktionen, Demonstrationen,
Flyern und Informationsveranstaltungen dafür sorgen, dass möglichst
viele Menschen über das aufgeklärt werden, was ihnen da ins Haus steht.
In einer offenen Runde gab es vor allem Fragen von den Besuchern. Angesprochen wurden Themen wie eine unzureichende Rekultivierung ausgebaggerter Flächen wie zuletzt an der Alten Landstraße. Dort sind die Böschungen steil und es wuchern Brombeerbüsche. „Das kann es nicht sein", sagte etwa Herbert Schlagheck aus Winterswick. Allerdings habe die jetzige Landesregierung um Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) zu verantworten, dass den Kiesfirmen die Möglichkeit dieser Form der Rekultivierung gegeben wurde.
„Wir sollten uns als Niederrheiner möglichst umfassend und geschlossen
gegen das positionieren, was da gegebenenfalls auf uns zukommt."
Rheibergs Bürgermeister Dietmar
Heeyde
Karin Winkel von der SPD und als Alpsrayerin auch Betroffene verwies darauf, dass 19,8 Prozent des Kiesmaterials in den Export gingen. Ein Teilnehmer wollte wissen, wie die Bürgerinitiative sich ausrichten wolle, ob sie ganz gegen Kiesabbau sei oder ihn nur reduzieren wolle. „Unser Ziel ist es, den Kiesabbau perspektivisch zu stoppen", sagte Hannah Bollig. Ob letztlich die jetzt markierten Flächen tatsächlich aus dem Regionalplan gestrichen würden, könne aber niemand sagen. Nun gehe es erst einmal darum, die Bürgerinitiative zu organisieren.' Nach der Sitzung meldeten sich erste Interessierte, die mitarbeiten möchten. Mit ihnen werde man sich in Verbindung setzen, so Bollig, up
Interessierte können sich an die E-Mail-Adre klaus.leonDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder hannah.bolDiese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! melden.