Parkplatz für Binnenschiffer Rees


VON SEBASTIAN LATZEL


Das Reeser Eyland am Deich Richtung Haffen wäre ein interessanter Standort für einen Übernachtungshafen. Allerdings ist momentan noch vorgesehen, dass der Bereich wieder verfüllt wird. Offenbar hat man Interesse daran, diese Planungen zu ändern. Die Rekultivierung dort läuft bereits. RP-Foto: Klaus-Dieter Stade

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(RP) Auf dem Rhein wird nach Plätzen gesucht, an denen die Binnenschiffer übernachten können. Alle 30 Kilometer soll ein solcher Hafen eingerichtet werden. Jetzt werden mögliche Standorte geprüft.

Bei Brummifahrern ist es einfach: Wenn da die Ruhezeiten nach stundenlangem Fahren auf der Autobahn anstehen, wird einfach die nächste Raststätte angesteuert und Pause gemacht. Auf dem Rhein ist das eine andere Sache. Auch hier gelten für die Binnenschiffer Ruhezeiten, doch „Rastplätze“ sind Mangelware. Bisher ist es daher so, dass die Schiffer an extra ausgewiesenen Stellen am Ufer ankern, um dort zu übernachten oder Pause zu machen. „Doch die Übernachtung auf dem Rhein wird angesichts des immer stärkeren Schiffsverkehrs immer schwieriger“, erläutert ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), daher wird nach Alternativen für die Ruhephasen gesucht, zumal im Gespräch ist, generell das Übernachten auf dem Rhein zu verbieten.

Kiesindustrie bei Treffen dabei

In mehreren Treffen wurde daher nach Möglichkeiten gesucht, wo so genannte Liege- und Übernachtungshäfen eingerichtet werden könnten. Zielvorgabe ist, etwa alle 30 Kilometer einen solchen Hafen zu haben. Mit am Tisch bei den Gesprächen saßen auch Vertreter der Kiesindustrie, da vor allem die Wasserflächen im Rheinvorland als mögliche Häfen interessant sind. In Rees sind gleich drei Areale ins Blickfeld gerückt. Einmal das Reeser Eyland, in dem jetzt bereits der Verladehafen der NKSB sitzt, außerdem der Yachthafen in Niedermörmter gegenüber von Rees, der später quasi das Ende der so genannten Flutmulde bilden wird. Dritte Fläche ist die „Reeser Welle“, das geplante Auskiesungsgebiet bei Esserden. „Das Gebiet ist aber eher ungünstig, weil nicht abzusehen ist, wann die Auskiesung genehmigt und so weit fortgeschritten ist, dass dort ein Übernachtungshafen eingerichtet werden könnte“, so das WSAcht

Jetzt soll eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben werden, die die möglichen Standorte zwischen Duisburg und Emmerich untersucht. Mit am Tisch bei den Gesprächen saßen auch Vertreter der betroffenen Kommunen. In Rees sehe man die Pläne sehr positiv, so das WSA. Bauamtsleiterin Elke Strede wies allerdings darauf hin, dass beim Reeser Eyland gerade die Rekultivierung laufe. Eigentlich ist nämlich vorgesehen, dass die Wasserfläche wieder verfüllt wird. Diese Arbeiten sind bereits im Gange. Zudem weise der Gebietsentwicklungsplan den Bereich nicht als Wasserfläche aus. „Insgesamt würden wir einen Ruhehafen dort positiv sehen, deshalb haben wir angeregt, dass sich die zuständigen Behörden hier an einen Tisch setzen und nach einer Lösung suchen.“

Eine Rolle spielt dabei sicher auch die Vision von einer Marina im Reeser Eyland. Bekanntlich ist im Gespräch, dass der Bereich einmal mit dem Ferienpark am Reeser Meer verbunden werden könnte.


Juristen sollen notfalls Abgrabungen verhindern

BAUAUSSCHUSS. Es gab eine klare Absage der Stadt Rees gegen weitere Auskiesungen. Der Landtag soll zur Klärung eingeschaltet werden.

REES. Der Beschlussvorschlag der Verwaltung war eindeutig. "Der Bauausschuss widerspricht mit Nachdruck der geplanten 51. Änderung des Regionalplanes." Konkret heißt das: Keine weitere Auskiesung im Reeser Stadtgebiet! Die Politiker des gestern tagenden Bauausschusses gaben sich damit aber nicht zufrieden. Sie wollten diese Entscheidung auch noch abgesichert wissen.

Daher stellte Franz-Josef Hollands für die CDU den Antrag, den Beschluss noch um folgenden Satz zu ergänzen: "Der Ausschuss bittet die Verwaltung mit ähnlich betroffenen Kommunen Kontakt aufzunehmen, um die Möglichkeiten für juristische Untersuchungen zu prüfen und bei Bedarf auszuschöpfen."

Das sei sicherlich sinnvoll, reagierte darauf Grünen-Fraktionschef Helmut Wesser. Dennoch bleibe er skeptisch. "Die übergeordnete Gesetzgebung ist einfach zu abgesichert", argumentierte er. Er schlug vor, den Landtag einzuschalten, um eine Klarstellung vieler offener Fragen zu erreichen.

Für Wesser ist nämlich keineswegs klar, was mit der von der Bezirksregierung gewollte rheinferne Abgrabung gemeint ist. "Ein bis zwei Kilometer von Rhein entfernt auszukiesen, ist für mich noch keine rheinferne Abgrabung", sagte Wesser.

Auch der von Düsseldorf angestrebte Zeitraum für die Rohstoffsicherung von annähernd 50 Jahren hat die Reeser Politiker verärgert. "Ich kenne keinen Wirtschaftszweig, bei dem der gleiche Planungszeitraum eingefordert wird, geschweige einen solchen hat", sagte Hollands und wertete dies als neue Qualität in der Diskussion. Gleiches gelte für das Ansinnen, sondierte Flächen künftig von anderen Nutzungen als die der landwirtschaftlichen auszunehmen. "Wo gibt es denn das?", war Hollands empört.

Kurt Remy (SPD) wollte die Reeser Entscheidung an einen Zeitraum gebunden wissen. Es müsse, sagte er, doch eine Möglichkeit geben, dies festzuschreiben - beispielsweise auf 20 Jahre. "Das geht nicht", musste Bauamtsleiterin Elke Strede passen. Eine Entscheidung, wie auch immer diese ausfalle, müsse jederzeit überprüfbar bleiben."

Wesser regte an, die drei von der Bezirksregierung ins Visier genommenen Gebiete - Speldrop, Rauhe Straße und Aspel - auf andere der Auskiesung entgegen stehende Faktoren zu überprüfen. "Ich warne davor, sich mit dem Argument Vogelschutzgebiet wie dies in Speldrop möglich wäre, gegen eine Auskiesung zu wehren, so Hollands. Das könne zum Eigentor werden, da man auch Vogelschutzgebiete nicht überall wolle.


07.08.2007    MARIA RAUDSZUS


Klares „Nein“ zur Kieskarte

Es hatte sich angedeutet: Politiker und Verwaltung haben einstimmig die für Auskiesung reservierten Sondierungsflächen abgewiesen. Man will sich jetzt mit anderen betroffenen Kommunen abstimmen.

VON SEBASTIAN LATZEL


REES Es waren mehr als deutliche Worte, die gestern im Ausschuss zum Thema „Auskiesung“ fielen. „Wir werden keine weiteren Flächen im Stadtgebiet zulassen, der Abgrabungssektor muss für Rees geschlossen werden“, sagte Bauamtsleiterin Elke Strede und machte damit deutlich, dass die Stadt Rees die drei Flächen kategorisch ablehnen wird, die der Regionalrat als so genannte Sondierungsflächen für den Gebietsentwicklungsplan (GEP) vorgesehen hat. Wie berichtet handelt es sich dabei um Gebiete in Speldrop an der B67 (61 Hektar), an der Rauhen Straßen gegenüber der AVIA-Tankstelle (43 Hektar) und bei Haus Aspel (sechs Hektar). Verwaltung und Politiker kritisieren besonders, dass diese Sondierungsflächen auf 50 Jahre für mögliche Auskiesung freigehalten werden müssen. Grünen-Chef Helmut Wesser sprach daher bereits von „Enteignungsähnlichen Tatbeständen“.


Der CDU-Fraktionsvorsitzende Franz-Josef Hollands sah darin sogar einen einmaligen Vorgang. „Ich kann mir keinen Wirtschaftszweig vorstellen, der sich auf einen Horizont von 50 Jahren berufen kann.“ Zudem sei es nicht einzusehen, dass andere Nutzungen kategorisch auf den Sondierungsflächen ausgeschlossen würden. „Es scheint auch inzwischen nicht mehr ausreichen, dass wir, Nein’ sagen. Daher sollten wir mit ähnlich betroffenen Gemeinden Kontakt aufnehmen, um juristische Möglichkeiten zu prüfen und auszuschöpfen“, forderte Hollands.


Deutliche Kritik am Regionalrat übte Erhard Winkler (FDP). Das Gremium stifte Unruhe und gehe gar nicht richtig auf die Stellungnahmen der Kommunen ein. Wie man dort mit der Stadt Rees umgehe, das gehöre sich einfach nicht. Auch die SPD schloss sich der Ablehnung der Kieskarte an, Kurt Remy meinte lakonisch: „So alt können wir hier gar nicht mehr werden, um den 50-Jahres-Horizont zu erleben.“


Interessant an der Ablehnung der Stadt ist, dass in der Stellungnahme auch deutlich zum Thema „Arbeitsplätze“ Position bezogen wird. Die Sicherung der Arbeitsplätze als Anlass für weitere Abbauflächen könne nicht das ausschlaggebende Argument sein. „Die Abbaubetriebe müssen sich auch im weiteren Umfeld um Flächenvorräte bemühen beziehungsweise sich in anderweitige Sparten der Wirtschaft umorientieren“, meint die Verwaltung.


Einstimmig wurde die Kieskarte abgelehnt, weil die Stadt durch die neuen Gebiete „unzumutbar beeinträchtigt“ werde. Zudem sollen die juristischen Möglichkeiten ausgelotet werden.


Kritik an Jessner


Heftige Kritik an Regionalratsmitglied Udo Jessner (SPD/Emmerich) übte Helmut Wesser (Grüne).


Jessner hatte im RP-Interview darauf hingewiesen, dass die Flächen nun einmal da ausgewiesen werden müssten, wo es auch Kies gebe.


Für Wesser eine sehr „schlichte Sicht“ der Dinge. Schließlich gebe es andernorts ausreichend Kiesvorkommen.

- /SEBASTIAN LATZEL
Quelle:
Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH Publikation: Rheinische Post Emmerich
Ausgabe: Nr.182
Datum: Mittwoch, den 08. August 2007
Seite: Nr.11