Bisloch statt Bislich

VON THOMAS HESSE


Blau, so weit das Auge reicht: Solche Folgen für Bislich fürchtet die CDU durch den neuen Gebietsentwicklungsplan. Die Wasserfläche würde bis an den Bebaungsrand ragen. Eingezeichnet sind sogar (hier kringelförmige) Insel und Halbinseln mit Wohnbebauung.

(RP) CDU schlägt Alarm: Werden die neuen Auskiesungspläne wahr, wird ganz Bislich von Wasserflächen eingekreist und zur Halbinsel, der neue Sportplatz wird weggebaggert und die Mühlenfeldstraße zum Weg auf einem Damm. Heftige Kritik geht an den Regionalrat.

In Hamminkeln haben die Alarmglocken schon vor Wochen geschrillt. Jetzt schlagen auch die Weseler Christdemokraten Alarm. Es geht um die Änderung des Gebietsentwicklungsplans (GEP), wie er im Regionalrat vorgelegen hat (RP berichtete), und den darin verzeichneten neuen Abgrabungsflächen. Im Weseler Stadtgebiet sind 170 Hektar zusätzlich zu den bestehende Auskiesungsflächen geplant – davon allein in Bislich 60 Hektar.

„Ein Wahnsinn. Jede Entwicklung des Dorfes wäre gestoppt“, zürnte gestern ein deutlich saurer Bruno Gerwers. Ratsmitglied Ulrich Richartz schloss sich der Kritik ebenso an wie Fraktionschef Rudi Spelmanns. Sie fordern Heimat- und Sportverein als Bislicher Stimmen auf, klar Position zu beziehen. Der Rat soll in einer im September anstehenden Stellungnahme die planerischen Begehrlichkeiten der Kiesindustrie stoppen.

„Künftig Seebestattungen“

Gerwers hat als Hamminkelner Stadtdirektor und Bislicher Lokalpolitiker stes eins vertreten: „Ich bin kein Feind der Auskiesung.“ Doch was jetzt geplant ist, bringt ihn auf die Palme. Seine Wortwahl lässt an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. „Was geplant ist, ist der Tod von Bislich. Was bringt die Auskiesung der Allgemeinheit? Nichts! Nur Geld für ein paar Grundstücksbesitzer und Badestrände für wenige“, sagte er und deutete auf einen neuen Auskiesungsplan, in dem rund um Bislich eine Farbe vorherrscht: Blau für Wasserflächen.

Die sind schon jetzt groß, reichen aber in den Plänen direkt an den Dorfkern heran. Zwischen K 8 Und der Straße Auf der Laak schwappt das Wasser, 200 Meter sind’s noch bis zur katholischen Kirche – Gerwers: „Wir machen künftig Seebestattungen“ –, die Baggerseen mit Halbinseln und Inseln und darin verzeichneten 300 See-Häusern umgeben das Dorf völlig. Laut Plan bleibt die Mühlenfeldstraße wie auf einem Damm die einzige Landverbindung. Das blaugefärbte Ausmaß ist erschreckend. Es überlagert auch die Fläche am Ortseingang, auf der der neue Sportplatz und Kleingewerbe vorgesehen sind. Das sei übrigens auch der Planungsbehörde beim Regierungspräsidenten bekannt, sagen die Christdemokraten.

Bislich lebt seit langem mit Auskiesungen – hier der Ellerdonksee. Neue Pläne könnten jegliche Entwicklungsmöglichkeiten vereiteln. rp-fotos: malz

Gerwers fürchtet, dass Auskiesungspläne, die heute noch als „Vision“ bezeichnet würden, irgendwann in Jahrzehnten Realität werden. „Das sagen meine Erfahrungen mit bisherigen Abgrabungen“, begründete er. Heftige Schelte verteilte er an den Regionalrat und auch an die eigenen Parteileute (siehe Info). Nun will die CDU in Bürgerversammlungen informieren und die Dorf-Meinung bündeln. Auch Richartz als Vorsitzender des Natur- und Freizeitverbundes (NFN) wundert sich: „Eine solche Seenlandschaft war bei uns nie Thema. Ich sehe die Pläne sehr kritisch. Das macht der NFN nie mit.“

Nicht aufgepasst

Wenn aus „Bislich nicht Bisloch“ wird, gibt Bruno Gerwers (CDU) auch dem Regionalrat Verantwortung. Der habe nicht genau hingeschaut und sich nicht differenziert genug mit den Plänen befasst.

In seine heftige Kritik bezieht er die CDU mit ein. Gerwers: „Dr. Hans-Georg Schmitz und Peter Kamps haben als Regionalratsmitglieder nicht aufgepasst.“ Er ärgere sich sehr, dass man die Bislicher nicht vorgewarnt habe. „Ich erwarte von den Regionalrat-Vertretern, dass sie zuerst an die Interessen der Bürger denken.“