Zukunft Esserden, EDEN e.V., Esserdener Straße 34, 46459 Rees

 

An

Kirchenvorstandsmitglied St. Irmgardis Rees…

 

 

Sehr geehrter Herr ……,

wie ihnen sicherlich bekannt ist, beabsichtigen die Abgrabungsunternehmen Hülskens und Holemans gemeinsam eine ca. 78 ha große Fläche in der „Reeser Welle“ in Rees abzugraben. Dies ist der Anlass ihnen hierzu diese Anfrage zu stellen.

 

Gestatten Sie uns vorweg zu ihrer Information ein paar Anmerkungen zu der Bürgerinitiative EDEN e. V. Rees und Zukunft Esserden: Nachdem immer mehr Menschen in der Vergangenheit die stetig wachsenden immensen Ausmaße der Kiesabgrabungen mit deren vernichtenden Auswirkungen gerade in der Region zwischen Wesel und Rees bewusst wurden, gründeten 2004 in Rees Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen die Bürgerinitiative EDEN e.V. . Der Name ist eine Wortschöpfung aus den Anfangsbuchstaben von „Erhaltet den einzigartigen Niederrhein“. Das Kernziel von EDEN ist, einen anderen Umgang mit unserer Heimat zur Bewahrung der Schöpfung zu erreichen.

Die Bürgerinitiative Zukunft Esserden wurde mit gleicher Intention 2018 vor allem von Menschen aus Esserden heraus gegründet mit dem vorrangigem Ziel, Gefahren durch die geplante Abgrabung Reeser Welle von Esserden abzuwehren.

 

Die Kirchengemeinde St. Irmgardis Rees ist Eigentümerin von einer nicht unerheblichen Anzahl von Grundstücken in dem geplanten Abgrabungsgebiet.

Mit diesem Schreiben bittet EDEN den Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde St. Irmgardis Rees um Auskunft, ob die Kirchengemeinde im geplanten Abgrabungsgebiet Reeser Welle

beabsichtigt die folgenden kircheneigenen Grundstücke komplett oder teilweise an die Abgrabungsunternehmen Hülskens und/oder Holemans zu verkaufen oder aber ihr Einverständnis zur Inanspruchnahme (mit Folge der Abgrabung) abgeben wird, oder bereits abgegeben hat:

 

Gemarkung 3384 Flur 6 Flurstücke █, █, ██, ██, ██,██ , ██

Flur 7 Flurstück █ aufgrund Datenschutz geschwärzt

 

Hierbei dürfte es sich von der Gesamtflächenzahl um etwas mehr als 1/6 der beantragten Abgrabungsfläche im Besitz der Kirchengemeinde St. Irmgardis mit allerbesten Ackerböden handeln.

Zudem liegen diese Grundstücke so verteilt, dass ein Nichtverkauf definitiv den jetzigen Antrag, möglicherweise auch das Abgrabungsvorhaben im Ganzen, an sich nichtig machen würde.

 

Falls dies bisher nicht erfolgt ist, bitten wir um Auskunft, ob Sie obiges zukünftig planen, oder aber die Grundstücke zukünftig nicht zur Verfügung/ Verkauf stellen werden.

 

Dem Vernehmen nach soll bei in vergangenen Jahren geschlossenen Übergabeverträgen nach Ablauf einer festgelegten Jahresfrist, ohne das in dieser Zeit eine Planfeststellung

erfolgt ist, die Möglichkeit gegeben sein, von dem Vertrag zurückzutreten. Die Frage ist, wenn solche Verträge möglicherweise auch zwischen Kirche und Kiesunternehmen geschlossen wurden, ob sie dann ihrerseits beabsichtigen von der Rücktrittsmöglichkeit Gebrauch zu machen.

 

Von der Kirche werden allgemein höhere Anforderungen bzgl. Ethik und Wahrhaftigkeit erwartet.

Dabei ist uns bewusst, dass natürlich auch die Kirche wirtschaften muss.

Dieses Wirtschaften muss aber auch den höheren ethischen Werten wie z. B. der Bewahrung der Schöpfung und der Wahrhaftigkeit untergeordnet sein, und das gemäß der selbstverpflichtenden Einigung aller christlichen Kirchen auf der Vollversammlung des Weltkirchenrates in Vancouver 1983 auf einen „konziliaren Prozess gegenseitiger Verpflichtung auf Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“!

Die katholische Kirche verkündet diese von ihr eingegangene Verpflichtung regelmäßig in ihren Gottesdiensten. Eine Verkaufsabsicht von kirchlichen Grundstücken mit der Folge der unumkehrbaren Vernichtung dieser wertvollen Ackerböden, sowie dieser wunderbaren niederrheinischen Natur, sehen wir als nicht vereinbar mit Fürbitten und Kanzelworten, die in der Gemeinde St. Irmgardis für den Erhalt der Schöpfung gesprochen werden.

 

Viele Menschen hier in der Region engagieren sich unter Einsatz von außergewöhnlich viel Zeit, Energie und auch Geld für die Bewahrung der Schöpfung. Für diese Menschen, aber insbesondere für die Glaubwürdigkeit der Kirche im allgemeinen, wäre es ein Schlag ins Gesicht, wenn für einen doch nur relativ kurzfristigen wirtschaftlichen Vorteil durch das Mitmachen gerade der Kirche die unumkehrbare Beseitigung und Vernichtung dieser

 

wunderbaren Schöpfung mit ihren vielfältigen Funktionen und den durch das Ausbaggern einhergehenden Gefahren weiter vorangetrieben würde.

 

 

Wir bitte um eine kurzfristige Beantwortung unserer Anfrage, welche Position die Katholische Kirchengemeinde St. Irmgardis Rees in dieser Sache einnimmt.

 

Zusätzlich merken wir an, dass das Kirchenvorstandsmitglied Herr Peter Ditges als Prokurist und Mitverantwortlicher für Grundstücksankäufe bei der Abgrabungsfirma Holemans sich in einem enormen Interessenkonflikt befindet, wenn es für die Kirchengemeinde um Grundstücksangelegenheiten geht.

 

Da diese Zusammenhänge für viele Menschen von besonderem Interesse sind, werden wir diesen Brief zur Veröffentlichung an die Presse weiterleiten.

 

Mit freundlichen Grüßen

für EDEN e. V. Rees und Zukunft Esserden Rees, 03.06.2019

 

Heinz van Laak            Iris Jagoda                      Melanie Gronau                        Dr. Leo Rehm