Pressemitteilung von EDEN e.V. Rees
zum Thema Kiesabgrabungen insbes. auch wg. „Reeser Welle“
Jahrzehntelang haben sich Entkiesungsfirmen am Unteren Niederrhein quasi wie in einem Selbstbedienungsladen ausdehnen können. Dabei diente nach dem Krieg die Kiesausbeute notwendigerweise dem regionalen Wiederaufbau der zerstörten Infrastruktur. Aber unmerklich entwickelte sich seitdem bis heute eine wachsende Exportindustrie mit einem bis in heutiger Zeit erreichten Anteil von ca. 80% der Kiesausbeute. Zwangsläufige Folge war, dass immer mehr wertvolle Böden mit ihren vielfältigen wichtigen Funktionen gegen nutzlose Baggerlöcher ausgewechselt wurden.
Der Öffentlichkeit und den Entscheidungsträgern in Politik und Verwaltung wurde gebetsmühlenhaft gesellschaftlicher Mehrwert durch z.B. touristische Nachfolgenutzung einer Abgrabung angedient bzw. versprochen. Aber nirgendwo ist dies verwirklicht worden. Dafür sind zwei Beispiele signifikant: Der versprochene Ferienpark „Bad Himmelblau“ in Rees als offizielle Begründung für die Norderweiterung ist nach Erteilung der letzten Abgrabungsgenehmigung „gestorben“, und die Xantener Freizeitseen-Infrastruktur existiert nur, weil in mehrstelligen Millionenbeträgen öffentliche Gelder fließen.
Zusätzlich ist die durch eine Abgrabung angeblich zu erreichende ökologische Aufwertung für die meisten Mitbürger nicht nachvollziehbar. Nun wird in den letzten Jahren immer mehr Menschen bewusst, dass es so nicht weitergehen kann, dass der Niederrhein nicht mehr wie bisher die ganze Welt mit Kies und Sand versorgen kann. Immer häufiger werden Fragen in die Richtung gestellt: Wie müssen z. B. für die Zukunft die unmittelbaren und mittelbaren Kosten mit eingerechnet werden, die eine Abgrabung für Mensch und Natur in der jeweiligen Umgebung und im Naturhaushalt verursacht (Opportunitätskosten). Und wem gehören eigentlich diese Bodenschätze Sand und Kies, die einige Wenige zu ihrem eigenen wirtschaftlichen Vorteil und zum erwartenden zukünftigen wirtschaftlichen und ökologischen Nachteil für die Gesamtgesellschaft ausbeuten? Alles ungeklärte Fragen! Statt sich der Realität zu stellen, dass es so wie bisher nicht weitergehen kann, versuchen die Kiesfirmen durch Charme-Offensiven und großangelegte Publikumsveranstaltungen die Fakten zu vernebeln und in den Hintergrund zu drängen. Sogar Drohungen mit Arbeitsplatzverlusten werden eingesetzt. Dabei werden doch durch den Kiesabbau langfristig alleine in der Landwirtschaft dauerhaft mehr Arbeitsplätze abgebaut als die Kiesindustrie selber unterhält (nachzulesen im Tagungsband zum Interregionalen Bürgerforum zum Kiesabbau am 21. März 2013 in Isselburg auf S. 54 – 57, „Isselburger Signal“) , währenddessen die „Kieskarawane“ ständig weiterzieht.
Im Gegensatz zu vielen anderen Branchen bei Veränderung der Rahmenbedingungen hat die Kiesindustrie, auch in Hinblick auf die Verantwortung für ihre Mitarbeiter, es offensichtlich bisher verpasst, neue Wege zu gehen. Einer wäre z. B., Möglichkeiten auf dem Gebiet des Recyclings auszuschöpfen.
Jetzt setzen Hülskens und Holemans auf die Abgrabungsgenehmigung der „Reeser Welle“ vor Esserden. Aus zwei wesentlichen Gründen wird das nicht möglich sein:
1. Das geplante Abgrabungsgebiet liegt genau über der sogenannten „Krefelder Rinne“, einer Kiesschicht mit einer Dicke von ungefähr 40 Metern bis zum Urboden. Das heißt, dass es nicht möglich sein wird, über solch eine Distanz eine problemlose Grundwasserdichtung zum Ortsteil Esserden hinzubekommen.
2. Das beabsichtigte Abgrabungsgebiet liegt im Ganzen genau in einem wichtigen „Europäischen Vogelschutzgebiet“. Eine Genehmigung wäre aus diesem Grund juristisch
erfolgversprechend angreifbar.
EDEN setzt auf das immer mehr wachsende Bewußtsein der Bürger und der Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung zu diesem Thema. Nur dadurch wird es in Zukunft einen anderen Umgang mit unserer Heimat geben.
Anspr.-Partner: Heinz van Laak (Vors. EDEN e.V. Rees)
Esserdener Str. 34, 46459 Rees Tel: 02851-2147 1.Sept..2014